Warum sind [...] so viele Leute von vorneherein zu der Behauptung bereit, dass Gott, wer er auch sonst sein mag, jedenfalls nicht der konkrete, lebendige, wollende und handelnde Gott der christlichen Theologie sei? Der Grund liegt meiner Meinung nach in Folgendem: Stellen wir uns ein mystischen Muscheltier vor, einen Weisen unter den Muscheltieren, der (entrückt in einer Vision) eine Ahnung davon bekommt, wie der Mensch ist. In dem Bericht den er seinen Schülern darüber gibt, die selbst Visionen haben (wenn auch seltener als er), wird er viele Negationen gebrauchen müssen. Er wird ihnen sagen müssen, dass der Mensch keine Schale habe, dass er nicht an einem Felsen klebe und auch nicht von Wasser umgeben sei. Die Schüler nun, unterstützt von ihren eigenen Visionen, bekommen eine gewissen Vorstellung vom Menschen. Doch da tauchen gelehrte Muscheltiere auf, Muscheltiere, die Geschichten der Philosophie schreiben und Vorlesungen über vergleichende Religionskunde halten, die aber niemals eine eigene Vision gehabt haben. Das, was sie den Worten des prophetischen Muscheltieres entnehmen, sind ausschließlich die Negationen. Unkorrigiert durch jeden wirklichen Einblick bauen sie sich daraus ein Bild vom Menschen als eine Art amorphen Gelees (hat er doch keine Schale), der an keinem bestimmbaren Ort existiert (klebt er doch nicht an einem Felsen) und niemals Nahrung zu sich nimmt (gibt es doch dort kein Wasser, das sie ihm zutreibt). Da sie den Menschen nun auch noch traditionellerweise verehren, kommen sie zu dem Schluss, ein ausgehungerter Wackelpudding in einer dimensionslosen Leere sei die höchste Form der Existenz; und sie lehnen jede Lehre, die dem Menschen eine bestimmte Gestalt, eine Struktur und Organe zuweist, als rohen, materialistischen Aberglauben ab.
aus "Wunder" von C. S. Lewis